Schwindelerkrankungen

Was ist Schwindel

Die Ursachen für „Schwindel“ sind vielfältig. Am weitaus häufigsten sind sie im Bereich der Gleichgewichtsrezeptoren des Gleichgewichtsorgans oder deren fortleitenden Nervenbahnen mit Entzündungen wie bei der so genannten Neuritis vestibularis, Tumoren wie das Vestibularisschwannom oder „Akustikusneurinom“.

Auch eine Erkrankung an der Schlafapnoe, kann Schwindel auslösen!

Häufig sind auch psychische Störungen, Störungen im Bereich des Nervensystems, des Herz-Kreislaufsystems, der Augen, Muskeln oder Gelenke. Aber andere Faktoren wie eine Beeinträchtigung des Hörvermögens sowie Medikamente können eine Rolle spielen.

Schwindel und Gleichgewichtsstörungen sind unspezifische Symptome. Im Rahmen der Befragung durch den Arzt lassen sich daher die beklagten Beschwerden nur selten einer speziellen Ursache zuordnen. Aus diesem Grund ist es erforderlich, spezielle diagnostische Untersuchungen vorzunehmen.

Gerade im Bereich der Diagnostik von Schwindel konnten in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt werden, so dass man heute in der Lage ist, die Funktion aller 5 Gleichgewichtsrezeptoren auf jeder Seite genau zu „messen“. Wir haben sehr viel in unsere Diagnostik investiert und dürfen behaupten, auf gleich hohem Niveau wie die Uniklinik München in ihrem Schwindelzentrum zu arbeiten. Auch sind wir mindestens einmal im Jahr auf Schwindelfortbildung an der Uni München und bringen uns ständig auf den neuesten Stand.

Morbus Menière

Das von dem Franzosen Prosper Menière 1861 beschriebene und später nach ihm benannte Krankheitsbild ist durch das anfallsweise Auftreten von Drehschwindel in Verbindung mit einer plötzlich auftretenden einseitigen Hörminderung (Innenohrschwerhörigkeit) und Ohrgeräuschen auf der betroffenen Seite charakterisiert. Oft kündigt sich der Anfall mit einem Druckgefühl auf dem befallenen Ohr ähnlich einer Mittelohrentzündung an.

Häufigkeit

Die Häufigkeit dieser organischen Erkrankung in Industrienationen wird mit 1:1000 angegeben. Erst im späteren Stadium von Morbus Menière sind dann bleibende Funktionseinschränkungen im Gleichgewichtssystem (Ausfall) und am Innenohr (Schwerhörigkeit mit chronischem Tinnitus) nachweisbar.

Informationen um Ängste zu minimieren

Wer von Menière betroffen ist, muss sich umfassend informieren. Vor allem die Ängste, die die Menièreanfälle oft auslösen, sind bereits in der Anfangszeit abzufangen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die Krankheit mit einer Angst- und Panikstörung überlagert. In diesem Fall wird es dann immer schwieriger Morbus Menièreanfälle, Angstschwindel und Panikattacken zu unterscheiden. Die folgenden Seiten sollen Sie im Einzelnen über die Beschwerden, Ursachen, Risiken, Diagnostik sowie die verschiedenen Therapierichtungen sowie Behandlung möglicher psychosomatischen Folgen informieren.

 

Im Akutstadium der Erkrankung kommt es typischerweise zu mindestens zehn minuten- bis stundenlangen Drehschwindelanfällen, die oft von Erbrechen, einseitigen Ohrgeräuschen (Tinnitus), einer Dysakusis (verzerrtes Hören, ähnlich einem „Hörsturz“) und Ohrdruck begleitet sowie mit Todesangst und Vernichtungsgefühlen einhergehen können. Bei bereits bestehendem chronischem Tinnitus geht der Anfall mit einem Lauterwerden des Ohrgeräuschs einher. Nie wissend, ob, wann und in welcher Stärke der nächste Anfall kommt, folgen bei Personen mit häufigerem Anfallsgeschehen oft Unsicherheit sowie große Angst vor den Schwindelanfällen. Sekundenanfälle und tagelange Anfälle haben wahrscheinlich andere Ursachen.

 

Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf ist unterschiedlich, er hängt davon ab, welche ätiologischen Faktoren den Vestibularapparat geschädigt haben. Die Intervalle zwischen den Schwindelanfällen können Tage bis Jahre betragen; die Erkrankung kann einseitig oder seltener beidseitig auftreten.

Psychischer Schwindel

Neben einer Funktionsstörung des Gleichgewichtssinns kann auch die Psyche Ursache von Schwindelattacken sein.

In diesem Fall spricht man von nicht-organischem, psychogenem oder somatoformen Schwindel. Sehr häufig ist psychogener Schwindel eine Folge unterschiedlicher Ängste bzw. die Reaktion auf aktuelle Konflikte und psychosoziale Stressfaktoren, wie z.B. Panikattacken. Als externe Auslöser kommen vor allem Brücken, Treppen, leere Räume, weite Plätze sowie Menschenmengen in Frage.

Die Übergänge sind fließend. Viele ursprünglich organisch bedingten Schwindelerkrankungen können im späteren Verlauf in einen psychogenen Schwindel übergehen, der dann häufig im Vordergrund steht. Bei dieser Form des Schwindels ist die Gefahr groß, dass die Beschwerden chronisch werden.

Dieses Symptom sollte deshalb nicht als harmlos abgetan, sondern unbedingt von einem Facharzt abgeklärt werden, zumal psychogener Schwindel sich in der Regel erfolgreich therapieren lässt.

 

Quelle. PD Dr.med. Mark Obermann, Essen (DGN

Lagerungsschwindel

Wie der Name bereits andeutet, tritt der Lagerungsschwindel überwiegend bei Lageveränderungen des Kopfes auf – beispielsweise beim Seitwärtsneigen des Kopfes oder beim Umdrehen des Nachts im Bett. Typisch für den Lagerungsschwindel sind die sehr kurzen, meist nur für Sekunden bestehenden Schwindelanfälle. Dabei erscheint es den Betroffenen, als würde sich ihre gesamte Umgebung schnell um sie drehen. Dazu gesellen sich meist noch Schweißausbrüche, Übelkeit und Erbrechen sowie Angstempfindungen.

Hintergrund des Lagerungsschwindels ist die so genannte Canalolithiasis. Dabei haben sich von den Sinnesfeldern der Vorhofsäckchen winzige Kalzitsteinchen (Otolithe) gelöst, die dann in die Bogengänge verlagert werden können. In der Lymphflüssigkeit schwimmend, reizen sie mit ihrem Gewicht die Sinneszellen in den Bogengängen und lösen damit fälschlicherweise Aktionspotenziale (Drehschwindel) aus. Diese übermitteln dem Gehirn dann Informationen, die nicht mit der tatsächlichen Körperlage und aufgenommenen Sehreizen übereinstimmen. Auf diese Weise kommt es schließlich zu dem typischen Drehschwindel.

Die Ablösung der Kalzitsteinchen und Verlagerung in der Bogengänge tritt nach Kopfverletzungen, aber auch im Zuge des Alterungsprozesses auf – der Grund, weshalb diese Schwindelform bei älteren Menschen wesentlich häufiger ist als bei jungen. Der Peak liegt zwischen dem 60. und dem 80. Lebensjahr, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.

Ein aktives „Befreiungsmanöver“ kann den Patienten schnell von den Beschwerden erlösen.Der zwar ebenfalls unangenehme, aber harmlose Lagerungsschwindel verschwindet sonst auch binnen einiger Wochen bis Monate wieder von allein.

 

Quelle: HNO Ärzte im Netz

Drehschwindel

Schon beim drehen des Kopfes kann es bei manchen Erkrankten zu einer Drehschwindelattacke kommen. Sehr viele Menschen kennen diese Gefühl wobei bei den meisten der Schwindel sehr schnell wieder verschwindet. Dauerhafter Drehschwindel  kann ein Anzeichen für verschiedene Erkrankungen sein. Viele Menschen nehmen diese Anzeichen nicht gleich wahr bzw. schenken ihnen nicht die notwendige Aufmerksamkeit.  

Das kann Folgen haben.  Eine nicht richtig oder zu spät erkannte Schwindelerkrankung schränkt die Lebensqualität enorm ein.

Anfallartiger Drehschwindel

Der anfallartige Drehschwindel wird auch Attackenschwindel genannt. Es handelt sich um eine Form des Schwindels, die akut von einem Moment auf den anderen einsetzt und oft Minuten bis Stunden anhält. Während des Schwindelanfalls kommt es zu einem starken Drehgefühl, das oft auch mit Übelkeit einhergeht. Ebenso besteht eine ausgeprägte Fallneigung.

Ursache für diese Schwindelform kann unter anderem die so genannte Menière-Krankheit (Morbus Menière) sein. Hierbei ist die Bildung der Lymphflüssigkeit im Innenohr, die Endolymphe, zu stark ausgeprägt. Es kommt zu einem Lymphstau und in Folge zu einem Überdruck im Innenohr. Dies führt zum Einreißen der feinen Membranen, mit denen die verschiedenen Räume des Innenohrs voneinander abgetrennt sind. Durch die Risse können plötzliche Verlagerungen der Flüssigkeiten im Innenohr auftreten, die dann als Falschmeldungen zum Gehirn weitergeleitet werden. Beim Morbus Menière stellt sich während der Schwindelattacken oftmals auch eine Schwerhörigkeit ein, die Stunden aber auch Tage anhalten kann. Weitere Anzeichen sind Ohrgeräusche (Tinnitus), Schweißausbrüche, Erbrechen und Druck auf dem erkrankten Ohr sowie Zuckungen des Auges auf der betroffenen Seite. Die Menière-Krankheit tritt meist zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr auf. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Auf eine ärztliche Beratung und Behandlung sollte aufgrund des hohen Leidensdrucks und möglicher Komplikationen nicht verzichtet werden.

Andere Ursachen für Attackenschwindel können neben Morbus Menière Multiple Sklerose, Durchblutungsstörungen im Gehirn sowie bei jungen Erwachsenen auch Migräne sein.

Anhaltender Drehschwindel

Diese Form kann mit einer heftigen Attacke beginnen und über Stunden oder Tage anhalten. Die Betroffenen haben das Gefühl, alles um sie herum drehe sich. Sie leiden unter starker Übelkeit mit Erbrechen, Nystagmus sowie einer ausgeprägten Fallneigung. Weiterhin besteht ein schweres Krankheitsgefühl. Die Beschwerden bestehen auch in Ruhe und im Liegen. Sie werden durch rasche Positionsänderungen und Bewegungen verstärkt.

Ursache für anhaltenden Drehschwindel ist sehr häufig eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs, medizinisch Neuritis vestibularis genannt. Er tritt überwiegend zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr und häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Durch die Entzündung fällt das Gleichgewichtsorgan vorübergehend einseitig aus und die zur Raumorientierung erforderlichen Informationen werden dem Gehirn nicht mehr übermittelt. Auslöser der Neuritis vestibularis ist vermutlich eine Virusinfektion. In der Regel klingen die Beschwerden nach ein bis zwei Wochen wieder ab.

Eine weitere, allerdings seltenere Ursache des anhaltenden Drehschwindels sind Schäden an zentralen Strukturen des Gehirns, unter anderem durch Hirntumore, Nervenläsionen oder lokale Durchblutungsstörungen.

 

Quelle: HNO Ärzte im Netz

Schwankschwindel

Schwankschwindel ist gekennzeichnet durch plötzlich einsetzende Unsicherheiten im Stand und beim Gehen im Verbund mit einer ausgeprägten Fallneigung und Benommenheit. Charakteristisch sind weiterhin starke Angstgefühle. Symptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Schwarzwerden vor den Augen treten bei Schwankschwindel dagegen selten auf. Die einzelnen Anfälle dauern meist nur für Sekunden an.

Die häufigsten Ursachen dieser Schwindelform liegen in der Psyche begründet. Nicht von ungefähr wird Schwankschwindel häufig auch als psychogener Schwindel bezeichnet. Sein Beginn fällt in der Regel in den gleichen Zeitraum, in dem der Betroffene starken psychischen Belastungen ausgesetzt war. Weiterhin findet sich eine auffällige Häufung von Angststörungen und Depressionen unter Patienten mit Schwankschwindel. Da die Anfälle als sehr bedrohlich empfunden werden, leiden die Betroffenen noch zusätzlich unter der Angst vor der nächsten Attacke. Diese setzt vielfach in ganz bestimmten, mitunter bereits angstbesetzten Situationen ein. Das können wichtige Termine wie Vorträge oder Besprechungen im Berufsleben, Aufenthalt in großer Höhe, Aufzug fahren oder Fliegen sein.

Schwankschwindel stellt sich bei Frauen bevorzugt zwischen dem 30. und 40., bei Männern ein Jahrzehnt später zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr ein. Es kann sein, dass dem psychogenen Schwindel eine körperliche Erkrankung voran gegangen ist, zu deren Symptomen auch Schwindelanfälle gehörten. Die Angst vor dem erneuten Erleben des Schwindels verstärkt dann später das Risiko, einen Schwankschwindel zu entwickeln. Deshalb spricht man beim psycho-genen Schwindel mitunter auch vom phobischen (von Phobie = Angst) Schwindel.

Mit zum Schwankschwindel gehört der so genannte Bewegungsschwindel. Er wird visuell ausgelöst, wenn der Seheindruck und die Bewegungswahrnehmung fehlerhaft miteinander abgeglichen werden. Zu diesen Kinetosen zählt man die See-, Reise- und Flugkrankheit. Eine Sonderform davon sind die Pseudokinetosen, die bei großflächigen Sehreizen wie in Großleinwandkinos oder Flugsimulatoren auftreten können. Dazu kommt es, indem visuell intensive Bewegungsreize aufgenommen werden, die dabei zu erwartende Körperbeschleunigung jedoch ausbleibt.

 

Quelle: HNO Ärzte im Netz

Zentraler Schwindel

Bei den zentralen Formen von Schwindel sind die Ursachen stets in Schädigungen des Gehirns zu finden. Dabei kann es sich beispielsweise um Hirntumore, Gehirnhautentzündungen, Schädel-Hirn-Traumata oder auch einen Schlaganfall handeln. Bei jüngeren Betroffenen kann zentraler Schwindel häufig durch eine Multible Sklerose bedingt sein.

Die Schwindelanfälle treten plötzlich für mehrere Sekunden oder Minuten auf und gehen vielfach mit Schluck- und Sprachstörungen, eingeschränkter Sehkraft sowie mit Lähmungsempfindungen im Gesicht und an den oberen Extremitäten einher. In einigen Fällen, etwa wenn die Ursachen Tumore oder ein Schlaganfall sind, kann zentraler Schwindel auch über Stunden bis Tage hinweg bestehen bleiben.

Liftschwindel

Der Liftschwindel wird als systematische Schwindelart bezeichnet, die in der Regel auf einer Störung des Gleichgewichtsorgans, oder einem Bereich des Kleinhirns oder des Hirnstammes basiert.

Die Schwindelattacken beim Liftschwindel dauern in der Regel von Sekunden bis hin zu einigen Minuten. Ein großes Gefühl der Benommenheit geht oft mit dem Ende eines Schwindelanfalls einher und sorgt für starkes Unwohlsein. Ebenso können Gangunsicherheiten vorkommen, welche die Gefahr eines Sturzes erhöhen.

Schwindel durch Medikamente und Alkohol

Auch bestimmte Medikamente (z.B. einige Beruhigungs- und Schlafmittel, Muskelentspanner, Antiepileptika, Antidepressiva, Migräne-Präparate, Antibiotika, harntreibende Mittel (Diuretika), Herz-Kreislauf-Medikamente) können als Nebenwirkung oder zu hoch dosiert Schwindelgefühle auslösen, daher ist bei der Ursachenklärung die aktuelle Medikation für den Arzt ganz entscheidend.

Auch ein Alkoholrausch führt zu vorübergehenden Schwindel und Gleichgewichtsstörungen. Alkohol bewirkt eine Hemmung der Funktionen des Kleinhirns, das die Feinabstimmung der Körper- und Augenbewegungen kontrolliert. Dies erklärt Alkoholfolgen wie Standunsicherheit, schwankenden Gang und unkontrollierte Zungenbewegungen. Der Alkohol gelangt auch in das Gleichgewichtsorgan und verändert dort die Funktion der Sinneszellen, was sich als Drehschwindel bemerkbar macht.

 

Quelle: PD Dr.med. Mark Obermann, Essen (DGN

Schwindel Grunderkrankungen

Verschiedene Krankheitsbilder können "Schwindel" in der ein oder anderen Form als Symptom haben:

  • Bestimmte Augenerkrankungen mit visuellen Wahrnehmungsstörungen;
  • Störungen des Tast- und Fühlsinns, z.B. bei Mangel an Vitamin B12 oder bei Erkrankungen der peripheren Nerven, etwa im Rahmen eines Diabetes mellitus (Polyneuropathie);
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: zu niedriger/zu hoher Blutdruck, Herz-Rhythmus-Störungen;
  • Schlaganfall
  • Multiple Sklerose
  • Alzheimer
  • Demenz
  • Migräne
  • Epilepsie
  • Kleinhirnatrophien (Atrophie = Schwund/Abnahme);
  • Psychische Erkrankungen wie Angststörungen

Auch hohes Fieber und Unterzuckerung können zu Schwindel führen.

 

Quelle: PD Dr.med. Mark Obermann, Essen (DGN