Schwindeltherapie

Lagerungsschwindel

Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen gilt: Training bessert Schwindel, während Ruhe und Schonung ihn eher verschlimmern. Denn so störanfällig dieses Zusammenspiel verschiedener Systeme auch sein mag, so ergeben sich aus seiner Komplexität andererseits auch viele Kompensationsmöglichkeiten, indem andere Systeme teilweise die Funktion von ausgefallenen „Partnern“ übernehmen. Ein wichtiges Element der Behandlung stellen deshalb physiotherapeutische Maßnahmen dar. Dabei werden Übungen durchgeführt, die Haltungsunsicherheiten des Patienten provozieren und auf diese Weise Korrekturbewegungen von ihm erfordern. Die Strategie der krankengymnastischen Behandlung ist es, durch das ständige Hervorrufen von Stand- und Gangunsicherheiten eine Verbesserung der Gleichgewichtsreaktionen des Patienten zu erzielen und vermeintlichen „Schonhaltungen“ vorzubeugen. Bei bestimmten Schwindelerkrankungen wie dem gutartigen Lagerungsschwindel und dem Dauerdrehschwindel bei einer Entzündung des Gleichgewichtsnervs (Neuritis vestibularis) lassen sich die Heilungsverläufe durch solche Übungen erheblich verkürzen.

Bei Patienten mit gutartigem Lagerungsschwindel werden z.B. durch bestimmte Lagerung und Drehung des Betroffenen (Lagerungstraining) die Ablagerungen im Gleichgewichtsorgan gelöst. Patienten, die mit diesem so genannten „Befreiungsmanöver“ behandelt werden, müssen darauf vorbereitet sein, dass es nach geglücktem Manöver für ein bis zwei Wochen vorübergehend zu Schwankschwindel mit Gangunsicherheit kommen kann.

Übungen für Zuhause
  1. Aufrecht sitzen und den Zeigefinger vor dem Gesicht waagerecht und senkrecht in alle Richtungen bewegen und mit den Augen verfolgen.
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  2. Aufrecht sitzen und den Kopf in alle Richtungen bewegen, d.h. aus der Ausgangsposition abwechselnd vorwärts und rückwärts neigen und nach rechts und links drehen.
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  3. Wie unter (2) beschrieben, aber nicht nur den Kopf, sondern den ganzen Oberkörper bewegen.
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  4. Den Oberkörper diagonal nach vorne beugen, d.h. mit der linken Hand über den rechten Oberschenkel zum Schienbein fahren und umgekehrt; dabei die Hand mit den Augen verfolgen.
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  5. Nur bei Lagerungsschwindel:
    Aus der aufrechten Sitzposition ruckartig nach rechts und links fallen lassen – durch die heftige Bewegung können die Ohrsteinchen nach und nach aus den Bogengängen des Gleichgewichtsorgans hinausbefördert werden.
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Schwindelübungen im Liegen:

  1. Auf dem Rücken liegend die Augen in alle Richtungen, d.h. von rechts nach links und von oben nach unten, bewegen.
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  2. Auf dem Rücken liegend den Kopf in alle Richtungen, d.h. von rechts nach links und von oben nach unten, bewegen.
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  3. Auf dem Rücken liegend den Arm in die Höhe strecken und – zunächst mit offenen, dann mit geschlossenen Augen – zur Nasenspitze führen.
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  4. Auf dem Rücken liegend die Beine anziehen und dann den Oberkörper nach rechts und nach links drehen. Die Beine und den Kopf dabei in die gleiche Richtung bewegen.
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  5. Wie bei (4) beschrieben, aber zusätzlich die Arme nach oben strecken und die Bewegung mitmachen lassen.
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Schwindeltraining in unserer Praxis

In 2018 werden wir unser Schwindeltraining in Vaihingen eröffnen, da wir jetzt den Patienten genau sagen können wo ihre Schwindelerkrankung herrührt und dann können wir ihnen auch zeigen wie sie die Symptome maßgeblich durch Training verbessern können.

Unser Trainingsansatz setzt sich zusammen aus:

  • Übungen auf dem Therapie-Trampolin
  • Übungen auf dem Balancebalken
  • Übungen auf der Slagline
  • Übungen mit dem Kippbrett
  • Laufen auf strukturiertem Boden
  • balancieren auf dem Schwindelbrett
  • Posturographieübungen
  • VR-Übungen auf dem Laufband

 

 

Medikamentöse Behandlung

Spezielle Medikamente, so genannte Antivertiginosa, spielen vor allem bei akuten und starken Schwindelanfällen eine Rolle; sie bessern das Symptom, nicht die Krankheit. Weiter kommen möglicherweise Antihistaminika als Akut-Medikation im Anfall sowie bei der Bewegungskrankheit, oder Betahistin zum Einsatz bei Menière-Patienten  in den anfallsfreien Intervallen, welche die Häufigkeit und Ausprägung der Attacken günstig beeinflussen können. Für begleitende Übelkeit und Erbrechen gibt es ebenfalls wirksame Präparate. Je nach Schwindelart können auch andere Medikamente verordnet werden.

Operationen nur in Ausnahmefällen

In besonders schwierigen Fällen, beispielsweise bei Morbus-Menière-Patienten mit besonders häufigen oder über Jahre auftretenden Schwindelattacken und einer gleichzeitig extrem eingeschränkten Hörfähigkeit, können operative Behandlungsmaßnahmen wie die Medikamentöse Ausschaltung des betroffenen Gleichgewichtsorgans durch Gentamicin-Injektionen zur Anwendung kommen. Allerdings sind solche operativen Maßnahmen inzwischen die Ausnahme und sollten nur nach gründlicher Abwägung zum Einsatz kommen.

Psychotherapie

Bei psychisch bedingtem Schwindel haben sich psychotherapeutische Maßnahmen (z.B. Verhaltenstherapie) als erfolgreich erwiesen. In schweren Fällen können diese durch eine medikamentöse Behandlung unterstützt werden.